Auch das innere Entstehen eines Wortes im Menschen hat, ebenso wie in
der Trinität, diesen Charakter der innenbleibenden Hervorbringung;
denn die ratio ist zugleich „Wort“, was
auch im griechischen Begriff „Logos“ ausgedrückt sei. Darum meint die Metapher
von der »Geburt des Wortes« nicht nur die transzendentale Geburt des Wortes
Gottes, sondern auch das äußere »Worten« (geworten) des inneren Wortes. Im Sprechen sind Außen und Innen
eins. Denn das gesprochene Wort „äußert“ sich nicht nur aus dem Inneren heraus,
sondern bleibt als die transzendentale Bedingung des Sprechens im Inneren
erhalten. So legt Eckhart seinen Satz aus:
Daz ist gote
werder, daz er geistlîche geborn werde von einer ieglîchen juncvrouwen oder von
einer ieglîchen guoten sêle, dan daz er von Marîâ lîplîche geborn wart. – „Es
ist Gott lieber, dass er von einer jeden Jungfrau oder von einer jeden guten
Seele geboren wird, als dass er von Maria leiblich geboren wurde“ (Pr. 22;
DW I, 376,3–5).
Der Grund ist, dass in der äußeren Schöpfung des
Menschen, dieser als Sohn oder Wort Gottes zugleich in Gott selbst ewig gezeugt
wurde: Har inne ist ze verstânne, daz wir sîn ein
einiger sun, den der vater êwiclîche geborn hât (Pr. 22;
DW III, 376,6 f.). Gleichsam ‚parallel‘ zur zeitlichen „Geburt in die
Welt“ geschieht ‚meine‘ transzendentale „Geburt in Gott“ als das Wort oder der
Sohn Gottes. Dies ist aber kein strikt jenseitiges, „transzendentes“ Geschehen,
sondern es vollzieht sich laut Eckhart in der Seele.
- · Dieser ‚transzendentale Parallelismus‘ ist die ontologisch-phänomenologische Grundlage jeder Meditation im Geiste Meister Eckharts. Er wird noch genauer zu bestimmen sein.
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